Der diesjährige mit 8000 Euro dotierte Heimrad-Bäcker-Preis wird Paul Wühr verliehen. Den Förderpreis erhält Andrea Winkler. Der Jury gehörten Franz Josef Czernin, Thomas Eder und Christian Steinbacher an. Die Laudationes hält der letztjährige Preisträger Christian Steinbacher.
Übergeben wird der Preis am Dienstag, den 3.6.2014 um 19.30 Uhr im StifterHaus, Adalbert-Stifter-Platz 1, A-4020 Linz
Begründung der Jury:
„Mehr als alles Erfundene nämlich ist noch immer nicht genug.“ (Paul Wühr)
Das Werk Paul Wührs steht bis heute für maßgebliche Innovationen seit den 1960er-Jahren auf dem Gebiet der Poesie, der Prosa und auch des Hörspiels (für das er als einer der Pioniere die Form des O-Ton-Hörspiels entwickelte).
Schon früh hat er seine Texte auf der Basis anderer fremder und eigener Texte erarbeitet, indem er Teile daraus umgruppierte und so neuen Bedeutungen zuführte. Es gilt dabei eine Art Gegenzug- und Aushebelungstaktik, die im Prinzip alles betreffen kann. In diesem Sinne ist auch Wührs Plädoyer für eine Poesie des „Falschen“ als ein der Poesie immanentes Movens zu verstehen, das sich gegen jegliche Verfestigung richtet.
Wührs Lyrik kennzeichnet seit den späten 1980er-Jahren ein Satzbau, der über mehrfach bezügliche syntaktische Einheiten Texte für den Leser und dessen Erkenntnisarbeit als Differenzerfahrung beweglich hält. In den Figurationen seiner großen Prosabücher dagegen steht das inszenierte Changieren von Rollen und Sprechakten im Vordergrund der „Verquerung“ der Verhältnisse: Wühr, ein Autor, der sich stets allem quer-zustellen versucht, indem er sich Ausschließendes neben- und gegeneinander stellt (wie Renate Kühn notiert), und ein Autor, der Freiheitsgrade für die Dichtung erarbeitet, indem er über seine Sprachkonstruktionen immer wieder versucht, die „ursprüngliche Unordnung“ wiederherzustellen. – Aber auch ein Autor, der nach dem Diarium „Der faule Strick“ aus dem Jahr 1987 (wo im Übereinanderlegen der Tage mehrerer Jahre Zeitschlingen entstehen) an einer die Folgezeit betreffenden Fortsetzung unter dem Titel „Der wirre Zopf“ arbeitet, dessen Fertigstellung und Erscheinen wir absehbar erhoffen.